FAQ/ Häufig gestellte Fragen

 FAQ

  Hier finden Sie Antworten zu häufig gestellten Fragen rund um "Bindung".

Die "sichere" Bindung


Was kann ich tun um eine gute Beziehung zu meinem Baby aufzubauen und muss ich dabei aufpassen, dass ich es nicht verwöhne?

Hier finden Sie Antworten zu
-Häufig gestellten Fragen-
FAQ

01. "Was ist mit Bindung gemeint?"
  • Antwort

    Die Bindung wird als ein emotionales Band zwischen zwei Personen verstanden. 

    In der Bindungstheorie insbesondere das emotionale Band zwischen Eltern (oder anderen Bezugspersonen) und Kindern. Dieses Band sorgt im Idealfall für Schutz und Sicherheit beim abhängigen Kind durch eine stabile Bindung zu der Bezugsperson.


02. „Was ist eine sichere Bindung?“
  • Antwort

    Wenn das Kind „sicher“ an seine Bezugspersonen gebunden ist, zeigt es Bindungsverhalten, da es weiß, dass seine Bezugspersonen angemessen auf seine Bedürfnisse reagieren werden. Diese Sicherheit gibt dem Kind Vertrauen in seine Bezugspersonen, in sich selbst (Gefühl von Selbstwirksamkeit) und Vertrauen in die Welt. Es wächst mit einem positiven Lebensgefühl auf. 

03. „Gibt es auch unsichere Bindungen?“

  • Antwort

    Ja, es gibt auch „unsichere Bindungen“, wobei in der Bindungstheorie in verschiedene unsichere Bindungstypen unterschieden wird:

    • unsicher-vermeidende Bindung
    • unsicher-ambivalente Bindung
    • unsicher-desorganisierte Bindung

    Weitere Erläuterungen hierzu finden Sie in der Rubrik Bindungstheorie


04. „Welche Vorteile hat eine sichere Bindung?“
  • - Für das Kind

    Eine sichere Eltern-Kind-Bindung bietet eine Reihe von Vorteilen für das Kind:

     

    1. Emotionale Sicherheit

    Kinder mit einer sicheren Bindung fühlen sich emotional sicher und geborgen. Sie wissen, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen und sie zu unterstützen.


    2. Entwicklung von Vertrauen und Selbstwertgefühl

    Durch eine sichere Bindung entwickeln Kinder ein starkes Vertrauen in sich selbst und in ihre Beziehungen zu anderen. Sie entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl, das ihnen hilft, Herausforderungen im Leben zu bewältigen.


    3. Bessere soziale Fähigkeiten

    Kinder mit einer sicheren Bindung sind oft besser in der Lage, sich in sozialen Situationen zurechtzufinden. Sie haben gelernt, wie man empathisch ist, sich in andere hineinversetzt und positive Beziehungen aufbaut.


    4. Emotionale Regulation

    Eine sichere Bindung hilft Kindern, ihre Emotionen zu regulieren. Sie lernen, wie man mit stressigen Situationen umgeht und emotionale Höhen und Tiefen besser bewältigt.


    5. Exploration und Neugierde

    Kinder, die sich sicher an ihre Eltern gebunden fühlen, sind mutiger, neugieriger und offener für die Erkundung ihrer Umgebung. Sie fühlen sich unterstützt, Risiken einzugehen und neue Dinge auszuprobieren.


    6. Bessere kognitive Entwicklung

    Eine sichere Bindung kann auch die kognitive Entwicklung des Kindes fördern. Kinder fühlen sich sicher genug, um neues Wissen zu erforschen und zu erlernen, was zu einer verbesserten kognitiven Entwicklung führen kann.


    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine sichere Eltern-Kind-Bindung das Fundament für eine gesunde psychische, emotionale und soziale Entwicklung des Kindes bildet und ihm dabei hilft, ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen.


  • - Für die Eltern

    Eine sichere Eltern-Kind-Bindung bietet auch für die Bezugsperson, in der Regel die Eltern, eine Vielzahl von Vorteilen:


    1. Zufriedenheit und Erfüllung

    Eltern, die eine sichere Bindung zu ihren Kindern aufbauen, erleben oft ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und Erfüllung in ihrer Elternschaft. Sie fühlen sich emotional verbunden und können die positiven Auswirkungen ihrer Beziehung zu ihren Kindern spüren.


    2. Besseres Verständnis für das Kind

    Durch eine sichere Bindung entwickeln Eltern ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse, Gefühle und Verhaltensweisen ihres Kindes. 


    3. Stärkung des elterlichen Selbstvertrauens

    Eltern, die eine sichere Bindung zu ihren Kindern aufbauen, entwickeln oft ein gestärktes Selbstvertrauen in ihre elterlichen Fähigkeiten. Sie fühlen sich kompetent und befähigt, ihre Kinder auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten.


    4. Reduzierung von Stress und Angst

    Eine sichere Bindung kann dazu beitragen, den Stress und die Ängste der Eltern im Zusammenhang mit der Erziehung zu reduzieren. Sie fühlen sich sicherer in ihrer Rolle als Eltern und sind besser in der Lage, mit den Herausforderungen des Elternseins umzugehen. Sie können sich gewiss sein, dass ihr Kind sich ihnen später anvertraut, wenn es Sorgen oder Probleme hat.


    5.  Allgemein verbesserte Beziehungsfähigkeiten

    Eltern, die eine sichere Bindung zu ihren Kindern entwickeln, können auch ihre Beziehungsfähigkeiten im Allgemeinen verbessern. Sie lernen, wie man empathisch ist, auf die Bedürfnisse anderer Menschen eingeht, somit positive Beziehungen aufbaut. Und können aber auch ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen adäquat kommunizieren.


    6. Langfristige Wirkung

    Eine sichere Bindung zu den Kindern kann auch langfristige positive Auswirkungen auf das Leben der Eltern haben, da sie eine starke, unterstützende Beziehung zu ihren Kindern aufrechterhalten können, auch wenn diese erwachsen sind. Erwachsene Kinder binden ihre Eltern  mehr in ihr Leben ein und gehen dann auch gerne auf die Bedürfnisse der Eltern ein.


    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine sichere Eltern-Kind-Bindung nicht nur für das Kind, sondern auch für die Bezugsperson eine Reihe von Vorteilen bietet und eine Grundlage für eine erfüllende und bereichernde Elternschaft schafft.


  • - Für die Gesellschaft

    Eine sichere Eltern-Kind-Bindung bietet auch für die Gesellschaft als Ganzes eine Vielzahl von Vorteilen:


    1. Reduzierung von sozialen Problemen

    Kinder, die eine sichere Bindung zu ihren Eltern haben, entwickeln oft eine bessere soziale Kompetenz und emotionale Stabilität. Dadurch sind sie weniger anfällig für Verhaltensprobleme wie Aggression, Delinquenz und Suchtverhalten.


    2. Förderung der Bildungschancen

    Eine sichere Bindung kann die kognitive Entwicklung von Kindern fördern und ihre Lernfähigkeiten verbessern. Kinder, die eine sichere Bindung zu ihren Eltern haben, sind oft motivierter und besser in der Lage, in der Schule erfolgreich zu sein.



    3. Reduzierung von psychischen Problemen

    Eine sichere Bindung kann das Risiko von psychischen Problemen im späteren Leben verringern. Kinder, die in einer unterstützenden und liebevollen Umgebung aufwachsen, haben oft bessere Bewältigungsstrategien und ein geringeres Risiko für psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände.

    Siehe auch „Entwicklungstrauma“ > hier


    4. Förderung der sozialen Integration

    Kinder mit einer sicheren Bindung zu ihren Eltern entwickeln oft eine positive Einstellung gegenüber anderen und sind besser in der Lage, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Sie haben gelernt, wie man empathisch ist und Beziehungen aufbaut, was zu einer harmonischeren Gesellschaft beitragen kann.


    5. Wirtschaftlicher Nutzen

    Langfristig kann eine sichere Eltern-Kind-Bindung auch wirtschaftliche Vorteile für die Gesellschaft haben. Kinder, die in stabilen und unterstützenden Familien aufwachsen, sind oft besser in der Lage, sich zu entwickeln und zu einem produktiven Mitglied der Gesellschaft zu werden, was langfristig die Belastung der Sozialsysteme verringern kann.


    Insgesamt trägt eine sichere Eltern-Kind-Bindung zu einer gesünderen, stabileren und harmonischeren Gesellschaft bei, da die Menschen empathischer und kooperativer miteinander umgehen.


05. „Welche Nachteile hat eine unsichere Bindung?“
  • - Für das Kind

    Eine unsichere Eltern-Kind-Bindung kann eine Reihe von negativen Auswirkungen auf das Kind haben. Siehe auch „Entwicklungstrauma“ oder „Bindungstrauma“ > hier


    1. Emotionale Unsicherheit

    Kinder mit einer unsicheren Bindung können sich emotional unsicher fühlen und Schwierigkeiten haben, Vertrauen in ihre Beziehungen zu anderen aufzubauen. Sie können sich ängstlich, unruhig oder zurückgezogen fühlen.


    2. Schlechte emotionale Regulation

    Aufgrund der fehlenden Co-Regulation durch die Bindungsperson, haben Kinder mit unsicherer Bindung oft große Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren. Sie können übermäßig emotional reagieren oder Schwierigkeiten haben, angemessen mit Stress umzugehen.


    3. Geringes Selbstwertgefühl

    Eine unsichere Bindung kann zu einem geringen Selbstwertgefühl führen, da das Kind nicht das Gefühl hat, wertgeschätzt oder geliebt zu werden. Dies kann langfristige Auswirkungen auf das Selbstvertrauen und die Selbstachtung des Kindes haben.


    4. Probleme in sozialen Beziehungen

    Kinder mit unsicherer Bindung können Schwierigkeiten haben, positive Beziehungen zu anderen aufzubauen. Sie können Probleme haben, sich in sozialen Situationen zurechtzufinden, Freundschaften zu schließen oder Konflikte konstruktiv zu lösen.


    5. Entwicklungsverzögerungen

    Eine unsichere Bindung kann die kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Kinder können Schwierigkeiten haben, neue Fähigkeiten zu erlernen, und möglicherweise Entwicklungsverzögerungen in Bereichen wie Sprache, Motorik oder sozialer Kompetenz aufweisen.


    6. Erhöhtes Risiko für psychische Probleme

    Kinder mit unsicherer Bindung haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Problemen wie Angststörungen, Depressionen oder Bindungsstörungen im späteren Leben.


    Insgesamt kann eine unsichere Eltern-Kind-Bindung das Wohlbefinden und die Entwicklung des Kindes erheblich beeinträchtigen und langfristige negative Auswirkungen haben. 

    Es ist daher wichtig, dass Eltern und Betreuer die Bedürfnisse ihrer Kinder erkennen und eine unterstützende und liebevolle Bindung aufbauen, um deren Wohlbefinden zu fördern.


  • - Für die Eltern

    Eine unsichere Eltern-Kind-Bindung kann auch für die Eltern eine Reihe von Herausforderungen und Nachteilen mit sich bringen:

     

    1. Gefühl der Unzulänglichkeit

    Eltern, die eine unsichere Bindung zu ihren Kindern haben, können sich oft unzulänglich oder unsicher in ihrer Elternrolle fühlen. Sie zweifeln möglicherweise an ihren Fähigkeiten als Eltern und fühlen sich schuldig oder überfordert.


    2. Erhöhter Stress und Angst

    Eine unsichere Bindung kann zu einem erhöhten Stress- und Angstniveau bei den Eltern führen. Da Kinder in beängstigenden Situationen entweder nicht den Schutz der Bindungsperson suchen oder im anderen Extrem an der Bezugsperson „kleben“, kann dies bei den Bezugsperson Stress auslösen.


    3. Schwierigkeiten bei der Eltern-Kind-Interaktion

    Da Eltern Mühe haben, angemessen auf die Bedürfnisse und Signale ihres Kindes zu reagieren, führt dies zu Spannungen und Konflikten in der Interaktion. Was auf beiden Seiten ein Gefühl der Hilflosigkeit auslösen kann.


    4. Eingeschränktes elterliches Selbstvertrauen

    Eine unsichere Bindung kann das Selbstvertrauen der Eltern beeinträchtigen und sie daran hindern, sich kompetent und befähigt zu fühlen, ihre Kinder zu erziehen und zu unterstützen. Sie können sich unsicher fühlen, wie sie mit den Herausforderungen der Elternschaft umgehen sollen.

     

    5. Belastung der Eltern-Kind-Beziehung

    Eine unsichere Bindung kann die Beziehung zwischen Eltern und Kind belasten und zu emotionaler Distanz führen. Dies kann zu einem Mangel an Vertrauen und Intimität in der Beziehung führen und langfristige Auswirkungen auf das Familienleben haben. Zudem hat das Kind nicht die Sicherheit zu den Bezugspersonen zu gehen wenn es Sorgen hat, was dazu führen kann, dass das Kind in Schwierigkeiten gerät, ohne die entsprechende Unterstützung zu erhalten.


    Insgesamt kann eine unsichere Eltern-Kind-Bindung für die Eltern zu einer Vielzahl von Herausforderungen führen und ihr Wohlbefinden und ihre Fähigkeit zur Bewältigung der Elternschaft beeinträchtigen. Oftmals bringen Eltern ein eigenes unsicheres Bindungsmuster und haben selbst nicht erfahren, wie es ist feinfühlig behandelt worden zu sein. 


    Daher ist es wichtig, dass Eltern Unterstützung und Ressourcen erhalten, um eine sichere Bindung zu ihren Kindern aufzubauen und ihre Beziehung zu stärken.


  • - Für die Gesellschaft

    Eine unsichere Eltern-Kind-Bindung kann auch negative Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes haben:


    1. Erhöhtes Risiko für soziale Probleme

    Kinder mit einer unsicheren Bindung können ein erhöhtes Risiko für Verhaltensprobleme wie Aggression, Delinquenz und Suchtverhalten haben. Dies kann zu erhöhten sozialen Problemen in der Gesellschaft führen, da diese Kinder möglicherweise Schwierigkeiten haben, sich an soziale Normen und Regeln zu halten.

     

    2. Bildungsungleichheit

    Eine unsichere Bindung kann die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigen und ihr Lernverhalten negativ beeinflussen. Dies kann zu Bildungsungleichheiten führen, da diese Kinder möglicherweise Schwierigkeiten haben, in der Schule erfolgreich zu sein und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

     

    3. Erhöhte Belastung der Gesundheitssysteme

    Kinder mit unsicherer Bindung haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Problemen und Gesundheitsproblemen im späteren Leben („Entwicklungstrauma“). 

    Dies kann zu einer erhöhten Belastung der Gesundheitssysteme führen, da diese Kinder möglicherweise eine intensivere medizinische und psychologische Betreuung benötigen.


    4. Wirtschaftliche Auswirkungen

    Langfristig kann eine unsichere Eltern-Kind-Bindung auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Kinder mit unsicherer Bindung haben möglicherweise ein geringeres Bildungsniveau und eine geringere Produktivität im Erwachsenenalter, was zu einer verringerten wirtschaftlichen Entwicklung und einem höheren Bedarf an sozialen Unterstützungsleistungen führen kann.



    Insgesamt kann eine unsichere Eltern-Kind-Bindung zu einer Vielzahl von negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft führen, einschließlich sozialer Probleme, Bildungsungleichheiten, Belastungen der Gesundheitssysteme, wirtschaftlicher Auswirkungen und Belastungen der Sozialsysteme. 


    Es ist daher wichtig, Unterstützungs- und Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, um eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kindern zu fördern und die langfristigen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu minimieren.


06. „Was bedeutet Bindungstyp?“
  • Antwort

    Der Begriff  Bindungstyp bezieht sich auf die Art und Weise, wie sich die Beziehung zwischen einem Kind und seinen primären Bezugspersonen, in der Regel den Eltern, entwickelt hat. 

    Er basiert auf der Theorie der Bindung, die von John Bowlby und Mary Ainsworth entwickelt wurde.


    Es gibt verschiedene Bindungstypen, die auf dem Verhalten des Kindes in Bezug auf die Bezugspersonen basieren. 


    Die Untersuchung des Bindungstyps eines Kindes kann wichtige Einblicke in die Qualität der Beziehung zwischen dem Kind und seinen Bezugspersonen bieten sowie Hinweise darauf geben, wie sich diese Beziehung auf die emotionale Entwicklung und das Verhalten des Kindes auswirkt. 


    Es ist wichtig anzumerken, dass Bindungstypen nicht statisch sind und sich im Laufe der Zeit verändern können.


07. „Welche Bindungstypen gibt es?“
  • - Der „sichere“ Bindungstyp

    1. Sicher gebundene Kinder

    Diese Kinder fühlen sich sicher und geborgen in der Anwesenheit ihrer Bezugspersonen. 

    Sie sind in der Regel offen für soziale Interaktionen, suchen die Nähe ihrer Bezugspersonen in Zeiten der Not und sind in der Regel neugierig und erkundungsfreudig. 


    Sobald sie beim Erkunden in eine beängstigende Situation kommen, suchen sie unmittelbar den Schutz der Bindungsperson und wollen sich von ihr trösten lassen, was auch gelingt. 


    Danach können sie wieder zuversichtlich ihrem Erkundungstrieb folgen, da sie wissen, dass sie jederzeit zum "sicheren Hafen" zurückkehren können.

  • - Der „unsicher-vermeidende“ Bindungstyp

    2. Unsicher-vermeidende (abweisende) Kinder

    Diese Kinder zeigen oft wenig Interesse an ihren Bezugspersonen und vermeiden es, ihre Nähe zu suchen, sie könnten unabhängig erscheinen. 


    Sie werden sich nicht an die Bezugsperson wenden, wenn sie Unterstützung benötigen, da diese Kinder vermehrt die Erfahrung gemacht haben, dass ihr Bindungsverhalten (rufen, schreien, hin krabbeln) von ihren Bezugspersonen emotional negativ quittiert wird und sie nicht die gewünschte Unterstützung (Beruhigung, Schutz, emotionale Wärme) erhalten oder sogar dafür mit Ablehnung gestraft werden.

  • - Der „unsicher-ambivalente“ Bindungstyp

    3. Unsicher-ambivalente (resistente) Kinder

    Diese Kinder zeigen oft eine Mischung aus Nähe suchendem Verhalten und Widerstand gegenüber ihren Bezugspersonen. 


    Sie könnten Schwierigkeiten haben, sich zu beruhigen, wenn sie von ihren Bezugspersonen getrennt sind, und könnten ambivalentes Verhalten zeigen, wenn sie zurückkehren. 


    Diese Kinder haben vermehrt die Erfahrung gemacht, dass ihre Bezugspersonen „unberechenbar“ sind, einmal liebevoll und einmal aggressiv auf ihr Bindungsverhalten (jammern, rufen, schreien, etc.) reagieren.

  • - Der „unsicher-desorganisierte“ Bindungstyp

    4. Desorganisiert- desorientierte Kinder

    Diese Kinder zeigen inkohärentes oder widersprüchliches Verhalten in Bezug auf ihre Bezugspersonen. 


    Sie könnten beispielsweise zwischen Annäherung und Vermeidung hin und her wechseln oder ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigen, die darauf hindeuten, dass sie unsicher sind, wie sie auf die Bezugsperson reagieren sollen.


    Dies könnte zum Beispiel so aussehen, dass sie freudig auf ihre Bezugsperson zulaufen und dann mittendrin erstarren und auf dem Absatz kehrt machen. Auch hier haben diese Kinder die Erfahrung gemacht, dass ihre Bezugpsersonen sich nicht kohärent verhalten, also für ihre Kinder nicht vorhersehbar sind.

08. „Kann ich eine sichere Bindung zu meinem Baby aufbauen, wenn ich selbst eher
        ein unsicherer Bindungstyp bin?“

  • Antwort

    Ja, es ist möglich, eine sichere Bindung zu Ihrem Kind aufzubauen, auch wenn Sie selbst einen unsicheren Bindungstyp haben. Es erfordert jedoch ein Hohes Maß an Selbstreflexion, Arbeit an sich selbst, eine besondere Hinwendung zur Achtsamkeit (in einigen Fällen auch professionelle Unterstützung).


    Hier sind einige Schritte, die Ihnen helfen können, eine sichere Bindung zu Ihrem Kind aufzubauen:


    1. Selbstreflexion

    Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre eigenen Bindungsmuster und die Auswirkungen Ihrer eigenen Erfahrungen auf Ihre Eltern-Kind-Beziehung zu reflektieren. Verstehen Sie, wie Ihre früheren Erfahrungen Ihre Reaktionen und Verhaltensweisen als Elternteil beeinflussen können.


    2. Achtsamkeit im Umgang mit Ihrem Kind

    Seien Sie achtsam im Umgang mit Ihrem Kind und achten Sie auf seine Bedürfnisse, Signale und Emotionen. Versuchen Sie, einfühlsam und responsiv auf Ihr Kind zu reagieren, auch wenn es herausfordernd sein kann.


    3. Entwicklung einer sicheren Basis

    Bieten Sie Ihrem Kind eine sichere Basis, indem Sie eine konsistente und liebevolle Präsenz in seinem Leben sind. Seien Sie verfügbar, um Trost, Unterstützung und Anleitung zu bieten, wenn Ihr Kind Sie braucht.


    4. Aufbau von Vertrauen

    Arbeiten Sie daran, das Vertrauen Ihres Kindes zu gewinnen, indem Sie Ihre Versprechen einhalten, offen und ehrlich kommunizieren und eine verlässliche Quelle der Unterstützung und Sicherheit sind.


    5. Fehler akzeptieren und sich weiterentwickeln

    Seien Sie bereit, aus Ihren Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Niemand ist perfekt, und es ist wichtig zu erkennen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, solange Sie bereit sind, daraus zu lernen und sich zu verbessern.


    6. Suchen Sie bei Bedarf professionelle Unterstützung

    Wenn Sie Schwierigkeiten haben die oben genannten Schritte durchzuführen, um eine sichere Bindung zu Ihrem Kind aufzubauen, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Berater kann Ihnen dabei helfen, Ihre eigenen Bindungsmuster zu verstehen und neue Wege zu finden, eine unterstützende Beziehung zu Ihrem Kind aufzubauen.

    Vielerorts gibt es kostenfreie Erziehungsberatungsstellen die mit bindungsorientierten Fachkräften unterstützend zur Seite stehen können.


    Es mag zwar herausfordernd sein, eine sichere Bindung zu Ihrem Kind aufzubauen, wenn Sie selbst unsicher gebunden sind, aber es ist definitiv möglich, und Ihre Bemühungen werden sich positiv auf die Entwicklung und das Wohlbefinden Ihres Kindes auswirken. Darüber hinaus können Sie ihr eigenes Bindungsmuster ändern.


09. „Gibt es Voraussetzungen , um eine sichere Bindung zum Baby aufzubauen,
       muss ich dafür etwas mitbringen?“

  • Antwort

    Jeder Elternteil kann eine unterstützende und liebevolle Beziehung zu seinem Baby aufbauen, unabhängig von seiner Persönlichkeit, seinem Hintergrund oder seinen Lebensumständen. 

    Es geht vielmehr um die Bereitschaft, sich auf die Bedürfnisse und Signale Ihres Babys einzustellen und eine konsistente und liebevolle Präsenz in seinem Leben zu sein. 


    Nun kann es aber sein, dass es einem -trotz aller Bemühungen und die bewusste Bereitschaft dazu nicht möglich ist feinfühlig auf sein Kind zu reagieren. Dies kann daher resultieren, dass man womöglich Traumata mitbringt, die vorher aufgelöst, bzw. „intergriert“ werden möchten. 

    Nähere Informationen zum Thema „Traumaintegration“ finden Sie > hier.


    Einige Aspekte, die hilfreich sein können, um eine sichere Bindung zu Ihrem Baby aufzubauen, sind folgende:


    1. Empathie und Feinfühligkeit

    Die Fähigkeit, sich in die Lage Ihres Babys zu versetzen und seine Bedürfnisse und Emotionen zu verstehen, ist entscheidend für den Aufbau einer sicheren Bindung. Versuchen Sie, die Welt durch die Augen Ihres Babys zu sehen und sensibel auf seine Signale zu reagieren. Hierbei empfiehlt es sich, sich darüber zu informieren welche Bedürfnisse altersspezifisch existieren. Die Bedürfnisse eines Säuglings sind selbstredend andere als die eines Dreijährigen. 


    Informationen zu „basalen Bedürfnissen“ finden Sie > hier.

    Informationen zu altersspezifischen Bedürfnissen finden Sie > hier.


    2. Geduld und Ausdauer

    Der Aufbau einer sicheren Bindung erfordert Zeit, Geduld und Ausdauer. Seien Sie bereit, sich auf den Prozess einzulassen und die Beziehung zu Ihrem Baby kontinuierlich zu pflegen.


    3. Liebe und Fürsorge

    Zeigen Sie Ihrem Baby Liebe, Zuneigung und Fürsorge, indem Sie ihm Trost spenden, es liebevoll ansprechen und sich um seine Bedürfnisse kümmern. Ihr liebevolles Verhalten wird Ihrem Baby Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.


    4. Konsistenz

    Bieten Sie Ihrem Baby eine konsistente und vorhersehbare Umgebung, indem Sie regelmäßige Routinen und Abläufe etablieren. Konsistenz hilft Ihrem Baby, sich sicher und geborgen zu fühlen und sich, da es mit der Zeit Abläufe erkennt und sich daran orientieren kann.


    Letztendlich ist es wichtig zu erkennen, dass der Aufbau einer sicheren Bindung zu Ihrem Baby ein Prozess ist, der Zeit, Engagement und Hingabe erfordert


10. „Gibt es Faktoren die es mir erschweren , dass ich eine sichere Bindung zu meinem Baby aufbauen kann?“

  • Antwort

    1. Postpartale Depressionen 

    sind ernsthafte psychische Erkrankungen, die nach der Geburt auftreten können und von etwa jeder siebten bis zehnten Frau erlebt werden. 

    Symptome wie Trauer, Teilnahmslosigkeit und Schuldgefühle können zu langanhaltenden depressiven Episoden führen. Betroffene leiden oft still aus Scham und vernachlässigen sich selbst und das Baby, was zu Bindungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten beim Kind führen kann. 

    Diese Depressionen entwickeln sich schleichend und können bis zu zwei Jahre nach der Geburt auftreten. Aufgrund von Schuldgefühlen und Scham isolieren sich betroffene Frauen oft und suchen nur selten Hilfe, was dazu führen kann, dass die Erkrankung spät oder gar nicht erkannt wird. 


    Anders als das postpartale Stimmungstief verschwindet eine postpartale Depression nicht von selbst und sollte immer fachärztlich behandelt werden, da sie schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind haben kann. 


    Nähere Informationen zum Thema „Postpartale Depression“ > hier.


    Hilfe und Unterstützung bei „Postpartaler Depression“ > hier.



    2. Eigene unsichere Bindungsmuster

    Wenn Sie selbst unsichere Bindungsmuster haben, können diese Ihre Fähigkeit beeinträchtigen, eine sichere Bindung zu Ihrem Baby aufzubauen. Es kann schwieriger sein, angemessen auf die Bedürfnisse und Signale Ihres Babys zu reagieren, wenn Sie unsicher oder ängstlich in Bezug auf Ihre eigenen Beziehungen sind.

    Dies kann daher resultieren, dass man womöglich Traumata mitbringt, die vorher aufgelöst, bzw. „intergriert“ werden möchten. Nähere Informationen zum Thema „Traumaintegration“ finden Sie > hier.


    2. Stress und Belastung

    Hoher Stress und Belastungen im Leben können es schwierig machen, sich vollständig auf die Bindung zu Ihrem Baby zu konzentrieren. Wenn Sie mit anderen Herausforderungen konfrontiert sind, kann es sein, dass Sie weniger geduldig, einfühlsam und präsent für Ihr Baby sind.


    3. Psychische Gesundheitsprobleme

    Psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angstzustände oder postpartale Störungen können sich negativ auf Ihre Fähigkeit auswirken, eine sichere Bindung zu Ihrem Baby aufzubauen. Diese Probleme können dazu führen, dass Sie sich zurückgezogen fühlen, Schwierigkeiten haben, Freude am Elternsein zu empfinden, oder sich weniger fähig fühlen, für Ihr Baby zu sorgen.

    Besonders Traumata können dazu führen, dass Sie nicht im „Hier & Jetzt“ sind und die Signale Ihres Babys überhaupt wahrnehmen können. Oder Sie werden durch das Schreien des Babys getriggert und können nicht mehr angemessen auf seine Signale reagieren. 


    4. Ungünstige Lebensumstände

    Ungünstige Lebensumstände wie finanzielle Probleme, Wohnungslosigkeit oder familiäre Konflikte können sich auf Ihre Fähigkeit auswirken, eine sichere Bindung zu Ihrem Baby aufzubauen. Wenn Sie mit anderen dringenden Problemen konfrontiert sind, kann es schwieriger sein, sich auf die Erfüllung der Bedürfnisse Ihres Babys einzulassen.


    5. Mangelnde Unterstützung

    Ein Mangel an sozialer Unterstützung oder Unterstützungssystemen kann es erschweren, eine sichere Bindung zu Ihrem Baby aufzubauen. Wenn Sie sich isoliert oder allein fühlen, kann es schwieriger sein, die emotionalen Bedürfnisse Ihres Babys zu erfüllen und eine unterstützende Umgebung zu schaffen.


    6. Fehlende Eltern-Kind-Interaktion

    Wenn es an Möglichkeiten für Interaktion und Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Baby mangelt, z. B. aufgrund von Trennung oder Abwesenheit, kann es schwieriger sein, eine enge Bindung aufzubauen.


    Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Faktoren zwar den Aufbau einer sicheren Bindung erschweren können, aber nicht unüberwindbar sind. Mit Unterstützung, Selbstreflexion und möglicherweise professioneller Hilfe können Sie Wege finden, um diese Herausforderungen zu bewältigen und eine liebevolle und unterstützende Beziehung zu Ihrem Baby aufzubauen.


11. „Wie kann ich - ganz praktisch - eine sichere Bindung zu meinem Baby/ Kind aufbauen?“

  • Antwort

    Eine grundlegende Vorrausetzung ist das Konzept der „Feinfühligkeit“ dem Kind gegenüber. 


    Die Bindungsexpertin Mary Ainsworth definiert Feinfühligkeit in dem Zusammenhang folgendermaßen:

    Die Signale des Babys müssen wahrgenommen werden, richtig interpretiert werden, dann muss man angemessen auf das Bedürfnis reagieren und dies, wenn möglich -zeitnah-. 


    Praktische Schritte zum Aufbau einer sicheren Bindung zu Ihrem Baby/Kind umfassen:



    1. Hautkontakt und Körperkontakt

     Halten Sie Ihr Baby eng und häufig, um Haut-zu-Haut-Kontakt herzustellen. Körperkontakt fördert das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, denn dabei wird das Wohlfühlhormon Oxytocin ausgeschüttet.


    2. Sprechen und Singen

    Sprechen Sie liebevoll mit Ihrem Baby und singen Sie ihm beruhigende Lieder vor. Die Stimme der Eltern bietet Ihrem Baby Vertrautheit und Trost.


    3. Reaktion auf Signale

    Achten Sie auf die Signale und Bedürfnisse Ihres Babys und reagieren Sie angemessen darauf. Beruhigen Sie Ihr Baby, wenn es weint, und bieten Sie ihm Trost, wenn es unruhig ist.


    4. Augenkontakt

    Suchen Sie regelmäßig Augenkontakt mit Ihrem Baby. Augenkontakt fördert die emotionale Verbindung und stärkt das Gefühl der Verbundenheit.


    5. Routinen und Rituale

    Schaffen Sie regelmäßige Routinen und Rituale, wie z. B. eine feste Schlafenszeit oder gemeinsame Aktivitäten, die Ihnen und Ihrem Baby Sicherheit und Vorhersehbarkeit bieten.


    6. Spiel und Interaktion

    Spielen Sie aktiv mit Ihrem Baby und interagieren Sie mit ihm auf spielerische Weise. Wobei Sie das Verhalten des Kindes liebevoll und emotional verbalisieren können und sich emotional ausdrücken. Dabei kann Ihre Mimik bereits von kleinen Babys 


    7. Einfühlsame Pflege

    Pflegen Sie Ihr Baby einfühlsam und liebevoll. Nehmen Sie sich Zeit, um es zu füttern, zu wickeln und zu baden, und nutzen Sie diese Momente, um eine enge Bindung aufzubauen, indem Sie Ihre Handlungen kommentieren und dem Baby mitteilen was Sie tun oder was nun ansteht.


    8. Autonomie fördern

    Sobald Ihr Baby selbständiger wird und anfängt die Umgebung zu erkunden, können Sie es dabei begleiten.  Geben Sie ihm die Freiheit, sich auszudrücken und zu entdecken, während Sie ihm gleichzeitig ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. 

    Ca. ab dem 2. Lebensjahr kommt das Kind in die Autonomiephase, auch hier gilt es, dieses Bedürfnis nach Autonomie angemessen zu begleiten. Mehr hierzu unter Autonomiephase.


    9. Konsistenz

    Seien Sie konsistent in Ihrer Erziehung und Pflege. Halten Sie an Ihren Versprechen fest und bieten Sie Ihrem Kind eine verlässliche und vorhersehbare Umgebung.


    10. Selbstfürsorge

    Vergessen Sie nicht, sich selbst um Ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Eine gesunde und ausgeglichene Elternschaft trägt dazu bei, eine sichere Bindung zu Ihrem Kind aufrechtzuerhalten.


    Indem Sie diese praktischen Schritte umsetzen und sich aktiv bemühen, eine liebevolle und unterstützende Beziehung zu Ihrem Baby/Kind aufzubauen, können Sie eine sichere Bindung fördern, die die Grundlage für eine gesunde Entwicklung und ein starkes Eltern-Kind-Verhältnis bildet.


12. „ Wann kann man anfangen eine Bindung zum Baby aufzubauen und
       
wie lange dauert so ein Bindungsaufbau?“

  • Antwort

    Der Bindungsaufbau beginnt im Grunde genommen schon vor der Geburt und setzt sich nach der Geburt fort. Hier sind einige Etappen:


    1. Pränatale Phase

    Während der Schwangerschaft kann der Bindungsaufbau zwischen den Eltern und dem ungeborenen Baby beginnen. Dies kann durch Aktivitäten wie Gespräche mit dem Baby im Mutterleib, Streicheln des Bauches und innere Dialoge mit dem Fötus erfolgen. 

    Nähere Informationen zum Thema Vorgeburtlicher Bindungsaufbau finden Sie hier.


    2. Direkt nach der Geburt

    Unmittelbar nach der Geburt beginnt der Bindungsaufbau zwischen Eltern und Baby. Hautkontakt und Körperkontakt bewirken die Ausschüttung des Bindungshormons „Oxytocin“ welches auch Kuschelhormon oder „Durchhaltehormon“ genannt wird. Zudem fördert das Stillen die Mutter-Kind-Bindung, da die Mutter -durch die innigen Momente beim Stillen- schneller lernt das Kind „zu lesen“. Es existiert auch eine körperliche Verbindung zwischen Mutter und Säugling, da die Milchproduktion durch die Signale des Säuglings beeinflusst wird.


    3. Die ersten Monate

    In den ersten Monaten nach der Geburt setzt sich der Bindungsaufbau fort, während Eltern und Baby sich besser kennenlernen. Durch Interaktionen wie Füttern, Wickeln, Kuscheln und Beruhigen entwickeln Eltern eine zunehmende Sensibilität für die Bedürfnisse ihres Babys und festigen die Bindung.


    4. Das erste Lebensjahr

    Der Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind erreicht nach ca. nach 12 Monaten den „Zenit“ des Bindungsaufbaus. Mit einem Jahr kann man bereits erkennen, ob es gelungen ist, eine „sichere“ Bindung zum Säugling aufzubauen.


    Es ist wichtig zu beachten, dass der Bindungsaufbau ein kontinuierlicher Prozess ist, der im Laufe der Zeit fortschreitet und sich weiterentwickelt. Es ist nie zu früh oder zu spät, um eine enge und sichere Bindung zu Ihrem Kind aufzubauen.


13. Woher weiß ich, ob mein Kind mit einem Lebensjahr sicher gebunden ist?“

  • Antwort

    Um herauszufinden, ob Ihr Kind im Alter von einem Jahr sicher gebunden ist, können Sie auf bestimmte Anzeichen und Verhaltensweisen achten. 

    Obwohl die Bindungssicherheit oft durch Beobachtung und Interaktion über längere Zeiträume festgestellt wird, gibt es einige Hinweise, die darauf hinweisen können, dass Ihr Kind eine sichere Bindung entwickelt hat:


    1. Sicherheit in der Anwesenheit der Hauptbezugsperson

    Ihr Kind fühlt sich sicher und geborgen in Ihrer Nähe und sucht aktiv Ihre Aufmerksamkeit und Nähe in Zeiten der Unsicherheit oder Unbehagen.


    2. Angespannte Reaktionen bei der Trennung und positive Reaktion bei der Wiedervereinigung

    Wenn Sie Ihr Kind vorübergehend verlassen, zeigt es „Bindungsverhalten“, d.h., es krabbelt ihnen nach, ruft nach Ihnen, weint und möchte unbedingt mitgenommen werden. Wenn Sie dann zurückkehren, reagiert es positiv auf Sie und zeigt Freude über Ihre Rückkehr. Es zeigt also Anzeichen von Trostsuche und Beruhigung, wenn Sie wieder da sind. 

    Es gibt hierzu ein Test namens FST- Fremde Situations-Test, entwickelt von Mary Ainsworth, nähere Informationen hierzu, finden Sie > hier.


    3. Offenheit für soziale Interaktionen

    Ihr Kind zeigt Interesse an anderen Menschen und ist offen für soziale Interaktionen mit anderen, während es gleichzeitig eine enge Bindung zu Ihnen aufrechterhält.


    4. Exploration und Rückkehr

    Ihr Kind ist neugierig und erkundet seine Umgebung, fühlt sich aber gleichzeitig sicher genug, um regelmäßig zu Ihnen zurückzukehren, falls es sich erschrecken sollte, um bei Ihnen Trost und Sicherheit zu suchen. Sobald sich sein „Bindungssystem“ beruhigt hat, möchte es wieder von Ihrem Schoß und weiterhin die Welt erkunden.


    5. Ausgeglichene Reaktionen auf Stress

    Ihr Kind zeigt gesunde Bewältigungsmechanismen und kann sich angemessen beruhigen und trösten lassen, wenn es gestresst oder ängstlich ist. Durch Ihre „Co-Regulation“ lernt es. Sich immer schneller zu beruhigen und kann sich dann irgendwann -mit der Zeit- selbst regulieren.


    Es ist wichtig zu beachten, dass diese Anzeichen nicht immer eindeutig sind und dass Kinder in ihrer Entwicklung unterschiedliche Geschwindigkeiten haben können. Wenn Sie sich unsicher sind oder Fragen zur Bindungssicherheit Ihres Kindes haben, können Sie mit einem Fachmann für kindliche Entwicklung sprechen, der Sie weiterführende Beratung und Unterstützung bieten kann.


14. Habe ich nach dem ersten Lebensjahr noch Einfluss auf die Qualität der Bindung zu meinem Kind?“

  • Antwort

    Ja, Sie haben auch nach dem ersten Lebensjahr noch Einfluss auf die Qualität der Bindung zu Ihrem Kind. 


    Das erste Lebensjahr wird gerne als Indikator genutzt, da bis zu diesem Zeitraum die Gehirnentwicklung größtenteils abgeschlossen ist und sich durch den Aufbau einer „sicheren“ Bindung ein sehr gutes neuronales Netzwerk ausgebildet hat. Dieses neuronale Netzwerk wird übrigens auch für die Lernprozesse genutzt. Das ist mit ein Grund, warum der Aufbau einer „sicheren“ Bindung so wichtig ist, da das Kind auch dadurch die besten physiologischen Voraussetzungen mitbringt.


    Der Bindungsprozess zwischen Eltern und Kindern ist ein kontinuierlicher und sich entwickelnder Prozess, der durch fortlaufende Interaktionen und Beziehungen geprägt ist. 


    Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie weiterhin die Qualität der Bindung zu Ihrem Kind beeinflussen können:


    1. Weiterhin liebevolle und unterstützende Interaktionen

     Fortführen Sie liebevolle und unterstützende Interaktionen mit Ihrem Kind, wie z. B. körperlichen Kontakt, Gespräche, gemeinsames Spielen und Lachen. Diese Interaktionen stärken die Bindung und fördern das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit Ihres Kindes.


    2. Fördern Sie die Autonomie und Selbstständigkeit

    Unterstützen Sie die Entwicklung der Autonomie und Selbstständigkeit Ihres Kindes, indem Sie ihm die Möglichkeit geben, seine Fähigkeiten und Interessen zu erkunden und zu entwickeln. Geben Sie ihm die Freiheit, eigenständig zu handeln und Entscheidungen zu treffen, während Sie weiterhin eine unterstützende Rolle einnehmen.


    3. Sensibles und einfühlsames Reagieren

    Bleiben Sie sensibel und einfühlsam in Ihrer Reaktion auf die Bedürfnisse und Emotionen Ihres Kindes. Seien Sie präsent und aufmerksam, wenn Ihr Kind Trost, Unterstützung oder Anleitung benötigt, und reagieren Sie angemessen auf seine Signale und Bedürfnisse.


    4. Kommunikation und Beziehungspflege

    Pflegen Sie eine offene und liebevolle Kommunikation mit Ihrem Kind, um die Beziehung zu stärken und ein Gefühl der Verbundenheit aufrechtzuerhalten. Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche, Zuhören und Verständnis, um die Bindung zu fördern.


    5. Gemeinsame Erlebnisse und Aktivitäten

     Schaffen Sie bewusst Zeit für gemeinsame Erlebnisse und Aktivitäten mit Ihrem Kind, um die Bindung zu stärken und positive Erinnerungen zu schaffen. Unternehmen Sie regelmäßig gemeinsame Unternehmungen und schaffen Sie Momente der Freude, Verbundenheit und Zusammengehörigkeit.


    6. Berücksichtigung der Bedürfnisse Ihres Kindes

    Bleiben Sie sensibel für die Bedürfnisse Ihres Kindes und passen Sie sich an seine sich ändernden Bedürfnisse und Entwicklungsstufen an. Zeigen Sie Verständnis, Geduld und Empathie, während Sie Ihr Kind auf seinem individuellen Entwicklungsweg begleiten.


    Durch kontinuierliche und liebevolle Interaktionen, sensibles Reagieren und Pflege einer unterstützenden Beziehung können Sie auch nach dem ersten Lebensjahr einen positiven Einfluss auf die Qualität der Bindung zu Ihrem Kind ausüben.

Sie vermissen noch eine wichtige Frage?

Schreiben Sie uns!
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und nehmen ihre Frage gerne in unserem
FAQ-Pool  mit auf!

Kontaktieren Sie uns

 Dieser Bereich befindet sich derzeit im Aufbau und kann Dank der finanziellen Unterstützung folgender Person realisiert werden:

Dipl. Psych. Sema Ley


Share by: