Bindungstypen

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Die vier Bindungsmodelle
nach Mary Ainsworth (et al) und John Bowlby

Das sichere Bindungsmodell

Das Baby bringt Vertrauen in die Feinfühligkeit der Bindungsfigur. Es will per se interagieren, sucht visuelle Reize (Gesichter) und Stimmen. 

Schon in der Schwangerschaft wirkt das Kind entspannter und gelassener, wenn beide Eltern mit ihm im Zwiegespräch sind. Auch der Vater wird rasch aufgrund seiner Stimme und bald auch nach seinem Bewegungsmuster erkannt.


Zu Beginn braucht das Baby Körperkontakt für das Gefühl der Sicherheit, dank seiner sozialen Kompetenz fühlt es sich sicher, wenn es die Eltern hört,  sieht oder später nur in einem angrenzenden Raum weiss.


 Das sicher gebundene Kind ist entspannt. Sein Aktionsradius vergrössert sich laufend, es kann seine Bindungsfigur als sichere Basis benutzen, um die fremde Umgebung zu erforschen.  


Negative Gefühle bei einer Trennung

  • führen zu Bindungsverhalten, das eine positive Lösung, Trost und Beendigung des Leidens verspricht.
  • werden in eine insgesamt positive Erwartung über einen guten Ausgang integriert.

Ein sicheres Modell gibt im Kindes- und Erwachsenenalter Autonomie. 

Auch eine tiefgreifende Verarbeitung negativer Kindheitserlebnisse kann zu einer autonomen Bindungseinstellung führen. 

Sie haben einen guten Zugang zu den eigenen Gefühlen, Selbstvertrauen, Respekt, Frustrations-toleranz und Empathiefähigkeit. Sie reagieren angemessen und vorhersehbar. Es besteht eine Kongruenz zwischen (harmonischer) Bewegung und inneren Zuständen. 

(Quelle: www.eltern-kind-bindung.net)

Das unsicher-vermeidende Bindungsmodell

Nicht alle Eltern sind in der Lage, ihren Kindern immer die Erfahrung von Sicherheit und Verbundenheit zu vermitteln, sodass diese eine sichere Bindung aufbauen könnten. 

Besonders betroffen sind Eltern, die selbst emotional schlecht genährt aufgewachsen sind und diese Erfahrungen nicht verarbeitet haben. Sie sind in vielen Situationen verschlossen, unsensibel, unzugänglich. Somit wird für das Kind das Erleben des Nähe-Suchens und somit einer sicheren Basis beeinträchtigt.


  •  Die Kommunikation zwischen Mutter und Kind ist nicht verlässlich. Die Mutter ist emotional nicht genügend verfügbar und verhält sich häufig dem Kind gegenüber ablehnend. Das Baby hat keine sichere Basis und entwickelt eine vermeidende Bindung, das Kind stellt sich darauf ein und vermeidet emotionale Verbindung zum entsprechenden Elternteil.
  • Durch die chronische Aktivierung ihres Bindungssystems ist das Erkundungsverhalten stark eingeschränkt.

Bei einer Trennung

  • ist eine Integration negativer Gefühle in eine positive Erwartungshaltung nicht möglich.
  • werden die negativen Gefühle zur Bindungsfigur nicht mehr ausgedrückt.
  • wird das Risiko einer negativen Gefühlsäusserung durch Vermeidung minimiert.

Nach einer Trennung sucht das Kind nicht mehr Nähe und Trost bei der Bindungsperson, da von ihr keine Auflösung zu erwarten ist. 

Das unsicher-vermeidend gebundene Kind ist angespannt vorsichtig. Es spricht höflich, aber distanziert zur Bindungsperson. Die Antworten sind kurz, auf das Nötigste beschränkt, eher launisch und unkooperativ, häufig seinen Kopf durchsetzend.


(Quelle: www.eltern-kind-bindung.net)

Das unsicher-ambivalente Bindungsmodell

Bei beiden unsicheren Modellen gewöhnen sich Kinder daran, die Beziehung zu ihren Eltern auf ihre Weise zu organisieren. Beim ängstlich ambivalenten Modell ist die Bindungsperson als nicht berechenbar abgebildet. Durch die inkonstante Verfügbarkeit wissen die Kinder nicht, was sie erwarten sollen. Häufig hören sie Drohungen Verlassen zu werden – diese sind in hohem Masse pathogen!


Das Kleinkind sucht aufgrund bisheriger Erfahrungen die Bindungsperson schon vor einer Trennung. So ist Bindungssystem chronisch aktiviert, was das Erkundungsverhalten einschränkt. 



Eine Trennung

  • Belastet das Kind stark, es verhält sich widersprüchlich: sucht einerseits Nähe, aber wütend und ärgerlich auf die Bindungsperson, ambivalent.

Das Kleinkind wirkt lange Zeit unreif und anhänglich, weil die  Bindungsperson schlecht berechenbar ist und seine Zuversicht in deren Verfügbarkeit und Voraussagbarkeit fehlt.

Die Ambivalenz mit ihrer Unsicherheit wirkt sich auch auf Interaktionen der Kinder mit ihrem weiteren sozialen Umfeld aus.

(Quelle: www.eltern-kind-bindung.net)

Das unsicher-desorganisierte Bindungsmodell

Bindungsrelevante Themen der Bindungsfigur (traumatische unverarbeitete Ereignisse) halten das eigene Bindungssystem aktiviert. Sie sind beängstigend, verwirrend, beunruhigend, chaotisch. So steht ihnen ihre Möglichkeit der Pflege, vor allem ihre Funktion als feinfühlige Bindungsperson nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Babys beginnen häufig zu weinen und entwickeln kaum einen Schlafrhythmus – oder sie verhalten sich still und ruhig. Sie haben bereits intrauterin die Unberechenbarkeit wahrgenommen.


Als Kleinkinder sind sie längere Zeit nicht in der Lage, eine klare Bindungsstrategie zu entwickeln. Im Laufe der Zeit entwickeln sie eine kontrollierende Strategie, die in vielen Fällen an eine Rollenumkehr erinnert. Sie fühlen sich entweder für das Wohlergehen der Bindungsfigur verantwortlich und werden fürsorglich – oder sie versuchen nach einer Trennung die Kontrolle durch bestrafendes Verhalten zu behalten (Beschimpfungen oder Tätlichkeiten). Die Kindheitserinnerungen sind immer auch einem der obigen Arbeitsmodelle zuzuordnen.

(Quelle: www.eltern-kind-bindung.net)

Die vier Bindungstypen
Wie wirken sich die Bindungserfahrungen aus der Kindheit
auf die Zufriedenheit in den Erwachsenenbeziehungen aus?

Das "sichere" Bindungsmuster

Das sicher gebunde Kind

Kinder mit einem sicheren Bindungsstil suchen in Not und Angst ihre Bindungspersonen auf, um sich von ihnen trösten zu lassen. Die Eltern sicher gebundener Kinder zeigen daraufhin üblicherweise feinfühliges Verhalten, d.h. sie nehmen die kindlichen Bedürfnisse wahr und reagieren schnell und angemessen (sensibel, annehmend, zusammenarbeitend) darauf (Maccoby, 1980). Die Kinder lassen sich dann schnell beruhigen und trauen sich daraufhin wieder, ihre Umwelt zu explorieren. 


Der sicher gebundene Erwachsene

Partner mit einem sicheren Bindungsstil berichten über die höchste Zufriedenheit in ihrer Beziehung. Sie können Nähe und Intimität wahrnehmen. Sie erleben eine Balance zwischen Autonomie und Intimität. Sie verfügen über eigene Möglichkeiten zu einer flexibleren Konfliktlösung. Sie äußern weniger Angst vor Verlust. Sie sind anpassungsfähig mit wechselseitiger Unterstützung für den Partner, wenn dieser Hilfe benötigt.


Sie haben einen guten Zugang zu den eigenen Gefühlen, Selbstvertrauen, Respekt, Frustrations-toleranz und Empathiefähigkeit. Sie reagieren angemessen und vorhersehbar. Es besteht eine Kongruenz zwischen (harmonischer) Bewegung und inneren Zuständen. 


Sogar bei Paaren mit diesem gemischten Bindungsstil (ein Partner sicher und  der andere Partner ambivalent oder ein Partner sicher und ein Partner vermeidend) geben trotzdem noch eine große Zufriedenheit an und haben eine hohe Funktionalität. Die gemeinsamen Aufgaben sind gut verteilt. Die Paare erleben sich als gute Teams.

Das "unsicher-vermeidende" Bindungsmuster

Kinder mit einem unsicher-vermeidenden Bindungsstil haben sich „abgewöhnt“, in Notsituationen Hilfe bei ihren Bezugspersonen zu suchen. Sie haben erfahren müssen, dass sie in emotionaler Not keine Hilfe erfahren, sondern stattdessen eher abgewertet werden. Daher vermeiden sie weitere Zurückweisungen, indem sie sich ‚cool’ zeigen (auch wenn sie innerlich hoch erregt sind) und keine Unterstützung mehr einfordern. 


Als Erwachsene wird der Bindungstyp unsicher-distanziert definiert.

  •  Emotionale Themen werden eher vermieden,  er betont seine Unabhängigkeit.
  •  Sie erkennen Widersprüche zu erinnerlichen Episoden mit Zurückweisung oder mangelnder Nähe nicht und haben kaum Erinnerungen an alte Ereignisse.
  •  Sie halten sich für starke Menschen, für die  Nähe zu anderen und Bindungen wenig bedeuten. Zu grosse Nähe macht ihnen Angst

Paare mit unterschiedlich unsicheren Bindungs-stilen (zum Beispiel Männer mit vermeidendem Bindungsstil und Frauen mit unsicher-ambivalentem Bindungsstil) klagen über größte Unzufriedenheit und deutlichstes Unglücklichsein sowie über wechselseitig negative Beziehungseinschätzungen. Obwohl diese Partnerpaarungen sehr unglücklich erlebt werden, zeichnen sie sich durch eine gewisse Stabilität aus.

Das "unsicher-ambivalente" Bindungsmuster

Unsicher-ambivalent gebundene Kinder hingegen versuchen, durch heftiges Weinen und Anklam-mern die Nähe der Bindungspersonen sicher zu stellen. Sie tun dies, weil ihre Lernerfahrung ist, dass sie nur dann eine Chance auf Trost und Zuwendung haben, wenn sie ihre Not möglichst intensiv und dramatisch darstellen. 


Erwachsene gelten als unsicher-verstrickte Menschen. Sie …

  • sind schlecht in der Lage, unterschiedliche Gefühle zu integrieren
  • verstrickt in frühen Beziehungen, das Gesamtbild bleibt wirr und widersprüchlich. Sie sind weitschweifig und reden in unvollendeten Sätzen
  • sind sich der Inkohärenz in ihren Angaben nicht bewusst
  • sind passiv oder ängstlich gegenüber den Bindungspersonen

Für die unsicher-ambivalenten Partner sind Loslassen und Trennung schwer möglich. Sie sind oft unglücklich und wütend hin- und hergerissen zwischen Bleiben und Gehen. In Kenntnis der jeweiligen Bindungsmuster wird es möglich, diese sowohl mit dem einzelnen Partner zu besprechen als auch deren Auswirkungen dem jeweiligen anderen Partner zu vermitteln. Oft wird den Partnern erst dadurch verständlich, dass sie in ihrem Verhalten wechselseitig versteckte Bindungsbedürfnisse aneinander gerichtet hatten, die nicht beantwortet worden waren. 

Das "unsicher-desorganisierte" Bindungsmuster

Fügen Sie eine Beschreibung des Tabs mit relevanten Informationen für die Webseitenbesucher hinzu. Wenn Sie beispielsweise auf Tabs verschiedene Services bewerben, erläutern Sie, was die jeweiligen Services auszeichnet. Wenn Sie auf Tabs das Angebot eines Restaurants bewerben, beschreiben Sie, was die einzelnen Gerichte auszeichnet.



Paare mit einem desorganisierten Bindungsstil haben allergrößte Probleme. Sie äußern eine abwertende Beziehungseinschätzung und erleben maximale Unzufriedenheit und Unglücklichsein. Hier passiert oft eine Wiederholung von Gewalt, Misshandlung und Missbrauch. Die Partner haben wechselnde sexuelle Beziehungen mit Risikoverhalten und Beziehungsabbrüchen. Es handelt sich hierbei um sehr instabile Paarkonstellationen.

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